Wenn man diese Begriffe (Connectivity, Streaming, ITTT, Bluetooth-Tec oder made-for-irgendein-Phone) liest, kann man es als technologisch etwas unbedarfterer Mensch durchaus mit der Angst zu tun bekommen. Technologie, noch mehr Technologie und noch viel mehr Technologie, die ich mir im Zusammenhang mit einem Hörgerät irgendwie nicht so recht vorstellen kann. Und ich vermute, dass es so manchem Interessenten für ein Hörgerät ebenso geht.
Nicht abschrecken lassen
Zugegeben - das ganze Technologie-Gerede der Hörgeräte-Industrie mag eine Innovationskraft vorgaukeln und soll sicherlich ein wenig dazu beitragen, dass das Produkt Hörgerät in das heutige Zeitalter von Kommunikation und Internet prächtig hinein positioniert wird. Aber am Ende des Tages sind diese so glorifizierten Technologien doch nur teils nützliche Optionen (ich wiederhole hier gerne: nur Optionen), die den Umgang mit dem Hörgerät und seine Benutzung möglicherweise verbessern helfen.
Doch man darf sich davon nicht abschrecken lassen. Grundsätzlich sollte mein Hörgerät nur eine wichtige Aufgabe erfüllen: Ich möchte automatisch in möglichst guter und natürlicher Klangqualität und in möglichst allen Situationen wieder besser hören und die Sprache meiner Unterhaltungs-Partner besser verstehen. Und natürlich möglichst unauffällig. Nicht mehr, nicht weniger. Für mich wäre es absolut uninteressant, ob sich mein Hörgerät mit dem Smartphone oder dem Internet verbindet (hat eigentlich jemand mal darüber nachgedacht, dass nicht einmal 28% der Hörgeräte-Zielgruppe 65+ überhaupt ein Smartphone nutzt, bzw. nutzen will...?) In meiner persönlichen Umgebung sind diejenigen, die ich immer als "geeignete Zielgruppe für ein tolles Hörgerät" betrachtet habe, eher gegen jegliche neue Technologie, deren Umgang sie natürlich zusätzlich erst erlernen müssten.
Nicht jeder will mehr Technologie
Ein wunderbares Beispiel hierfür war eine kleine Anmerkung eines Familienmitglieds hierzu: "Junge, ich hab mich endlich für ein Hörgerät entschlossen. Du und viele andere haben mir ja immer die Vorzüge versucht zu erklären. Und dann wollte ich zu meinem Akustiker und sehe am gleichen Morgen eine Anzeige in unserer Zeitung, die mir erklärt hat, dass ich ein Hörgerät nur mit einem Computer-Telefon (Zitat) optimal nutzen kann. Weißt Du was? So ein Telefon will ich nicht, dann lass ich das mit dem Hörgerät auch lieber ganz sein."
Hochinteressant, einmal diese Perspektive kennenzulernen. Grundsätzlich lässt sich noch anmerken, dass Hörgerätehersteller in Sachen Technologie kaum einen einheitlichen Standard verwenden, sondern stets eigene Begrifflichkeiten für bestimmte Technologien benutzen. Ihr Hörakustiker ist übrigens perfekt dafür geschult, diese Technologien zu übersetzen, so dass sogar ich sie verstehen würde. Und das soll durchaus etwas heißen.
Hörgeräte sind auch ohne technologischen Schnickschnack toll
Ein Hörgerät sollte m.E. grundsätzlich zunächst die akustischen Verbesserungs-Bedürfnisse eines Menschen unterstützen. Alles andere ist nur eine Option, eine Möglichkeit. Ob Internetverbindung oder Smartphone-Verbindung. Tolle Hörgeräte, die einem einfach ein besseres Hören und Verstehen ermöglichen, gibt es in beinahe unzähligen Varianten. Lassen Sie sich von optionaler Technologie nicht abschrecken. Denn diese kann das neue Hörerlebnis für Sie nicht annähernd so beeindrucken wie man es uns viel zu oft vorgaukeln möchte.
Grafik zur Smartphone-Nutzung nach Altersgruppe (c) Statista.de